Aktuelle Ausstellung

400 Jahre Johann Justus Winkelmann

Bei dem Namen Winkelmann sind Missverständnisse vorprogrammiert. Man denkt sofort und ausschließlich an Johann Joachim, den Begründer der klassischen Altertumswissenschaft. Zwei weitere und deutlich ältere Träger dieses Namens - 1. Vater Johannes und 2. Sohn Johann Justus - sind zwar im Allgemeinen sehr viel weniger bekannt, für die Geschichte Hombergs im Besonderen allerdings von großer Bedeutung.

Den Geburtstag von Johann Justus Winkelmann, der am 29. August 1620 - also genau vor 400 Jahren - das Licht der Welt in Giessen erblickt (vgl. Abb. 1), nimmt der Förderverein ‚Haus der Reformation’ in Kooperation mit dem ‚Förderkreis Hans Staden’ zum Anlass, diese besondere Bedeutung in einer Kabinettausstellung in den Räumen der ehemaligen Engelapotheke im Haus der Geschichte am Markt 16 zu verdeutlichen: „Winkelmann jun. & Co. Homberg, Hans Staden und die hessische Hofhistoriografie“  (Kuragiert vom Vorstandsmitglied Dr. Schulz-Grobert)

Ausgehend von der Biografie des Vaters Johannes (vgl. Abb. 2), einem gebürtigen Homberger (geb. 1551), der seine Karriere als protestantischer Pfarrer und gelehrter Theologieprofessor im Amt des Leiters der Lateinschule in Homberg beginnt, wird das breite Schaffensspektrum seines Sohnes Johann Justus in den für Homberg besonders relevanten Werken aus seiner emsigen Schreibfeder vorgestellt. Im Mittelpunkt steht dabei seine umfangreiche Landeschronik Hessens, in der er der Geburtsstadt seines Vaters - ‚Homberg genannt in Hessen’ - eine auffallende Wertschätzung zukommen lässt und zu deren herausragenden Gestalten er keinen Geringeren als Hans Staden zählt. Dessen ‚Wahrhaftige Historia’ hatte Johann Justus Winkelmann schon vor dem Abschluss seiner mühseligen Arbeit an der hessischen Landeschronik in einer Neubearbeitung herausgeben und dabei das einzig bekannte Porträt von Hans Staden als Holzschnitt erstmals der staunenden Öffentlichkeit zugänglich gemacht (vgl. Abb. 3). 

Im Zusammenhang mit dem außerschulischen Lernort, um den es sich in den Räumen der ehemaligen Engelapotheke handelt, ist auch noch die wenig bekannte Tatsache erwähnenswert, dass Winkelmann jun. pädagogische Reformvorschläge des Bildungswesens seiner Zeit in einer umfangreichen Publikation niedergelegt hat, mit der er sich in die Tradition der Bildungsbestrebungen von Martin Luther und Philipp dem Großmütigen stellt. Welche Wertschätzung Winkelmann jun. schon zu Lebzeiten zu Teil wurde, zeigt anschaulich ein Lobgedicht, das der befreundete Barockdichter Adam Olearius auf ihn verfasst hat.